Bereits die Römer nutzten Fernwärme um Ihre Badehäuser und Wohnhäuser über die Fußbodenheizung zu heizen
Fernwärme ist keine Erfindung der Neuzeit. Bereits die alten Römer nutzten warmes Wasser aus Thermalquellen um sich ihre Badehäuser und auch Häuser mit Fußbodenheizung zu erwärmen. Damals wie heute wurde dabei das Wasser über Rohrleitungen transportiert. Zum Teil über erhebliche Entfernungen.
Im 19. Jahrhundert begann man dann damit Fernwärme auch im kommerziellen Rahmen zu nutzen. Dies brachte gleich mehrere Vorteile mit sich. Zum einen wurde die Feuergefahr, wie sie von vielen, einzelnen Feuerstellen ausging minimiert und zum anderen verbesserte sich die Luftqualität in den Städten deutlich. Besonders an nebligen Tagen.
Fernwärme und Nahwärme unterscheiden sich, wie der Name schon vermuten lässt dahingehend, dass die eine eben eine größere Strecke zum Endnutzer zurücklegen muss, während die Nahwärme aus der unmittelbaren Umgebung kommt. Der Gesetzgeber bezeichnet jedoch alle Heizenergie, welche von außerhalb des zu beheizenden Gebäudes kommt, als Fernwärme. Auch aus technischer Sicht ist der Begriff Fernwärme der korrekte Ausdruck.
Allerdings hat es sich in der Alltagssprache eingebürgert zwischen beiden zu unterscheiden. Mit Fernwärme wird die Erschließung ganzer Städte oder Stadtteile bezeichnet, wohingegen Nahwärme mehr in dem Bereich von einzelnen Gebäuden oder Gebäudeteilen verwendet wird. Werden einzelne Wohngebiete mit Heizenergie versorgt, ist der Übergang von Nahwärme zur Fernwärme fließend und nicht genauer definiert.
Wie funktioniert Fernwärme technisch?
Fernwärme ist so zu sagen ein Abfallprodukt bei der Erzeugung von elektrischer Energie. Aber Fernwärme wird zum Beispiel auch in Sägewerken erzeugt, wenn diese ihre Produktionsabfälle verbrennen. Letztere Variante ist zum Beispiel in Ländern wie Schweden sehr verbreitet, wo so ziemlich jedes Gebäude aus Holz gefertigt ist.
Die bei der Stromproduktion anfallende Wärme wird über einen Rohrleitungskreislauf zum Endverbraucher transportiert. Dies funktioniert analog zum Heizkreislauf wie man ihn aus Wohnhäusern kennt. Eine Leitung stellt den Vorlauf, die andere den Rücklauf dar. Als Transportmedium dient in der Regel flüssiges Wasser.
Vor längerer Zeit gab es auch Fernwärme-Systeme, die mit Wasserdampf funktionierten. Man nahm aber davon Abstand, weil die Transportverluste beim Wasserdampf vergleichsweise hoch sind. Zudem besteht auch ein erhebliches Sicherheitsrisiko bei der Nutzung von Fernwärme auf Basis von Dampf. Es gab immer wieder Unfälle bei den die Leitungen oder die Heizkörper in den Wohnungen der Leute unter dem Druck brachen. Allerdings ist dampfbasierende Fernwärme in vielen amerikanischen Großstädten der normale Standard.
Die Leitungen für den Transport der Fernwärme verlaufen in der Regel unterirdisch. In wenigen Fällen gibt es auch oberirdische Leitungen, vor allem in den neuen Bundesländern. Die Leitungen sind mit einer starken Isolierung umgeben, um die Transportverluste der Fernwärme so gering wie möglich zuhalten.
Um innerhalb der Leitungen Ablagerungen zu verhindern, wird entweder sehr weiches oder auch entkalktes Wasser verwendet. Da die Fernwärme über Wärmetauscher an die Endverbraucher übergeben wird, braucht dieses Wasser in der Regel auch nicht erneuert werden.
Bei der Übergabe der Fernwärme an den Endverbraucher unterscheidet man zwischen drei Systemen.
Das Speichersystem
Bei dieser Übergabeart, wird die ankommende Fernwärme durch einen Warmwasserspeicher geführt, wo das im Haus verwendete Wasser über einen Wärmetauscher erwärmt wird.
Diese Methode eignet sich besonders für Mehrfamilienhäuser, wo der Bedarf an Warmwasser und Heizenergie relativ großen Tagesschwankungen unterliegt. Über Tag wird weniger verbraucht und gegen Abend entsprechend mehr. Dadurch das im Speicher ein große Menge Warmwasser bereit steht, kommt es nicht zu Unterbrechungen der Versorgung mit Fernwärme.
Allerdings muss bei dieser Übergabeform gewährleistet sein, dass das Wasser im Speicher immer eine Mindesttemperatur von 60 °Celsius hat, da es sonst zu Kontaminationen mit Legionellen kommen kann.
Das Durchflusssystem
Hier wird das benötigte Warmwasser direkt in der Übergabestation des Endverbrauchers erwärmt. Diese Übergabeform der Fernwärme eignet sich jedoch eher für Großverbraucher, welche kontinuierlich in großer Menge Warmwasser benötigen.
Ein Schwimmbad wäre hier ein gutes Beispiel. Es gibt auch Mehrfamilienhäuser die mit dieser Methode mit Fernwärme versorgt werden, doch diese müssen sich dann in relativer Nähe zum Fernwärme-Kraftwerk befinden. In dem eben geschilderten Beispiel ist auch die Bildung von Legionellen fast ausgeschlossen.
Daneben gibt es noch eine dritte Variante, bei der Speichersystem und Durchlaufsystem kombiniert sind. Dies sind jedoch Ausnahmen im Bereich der Fernwärmeversorgung.
Für den normalen Häuslebauer rechnet sich Fernwärme vor allem in finanzieller Hinsicht. Fernwärme ist um einiges günstiger als die herkömmlichen Heizmethoden. Eine Ausnahme stellen hier Sonnenkollektoren dar, die aber wiederum hohe Investitionskosten erfordern.
Allerdings wird kein Kraftwerk eine einzelne Fernwärmeleitung zu einem Wohnhaus verlegen. Wer plant sein Haus mit Fernwärme zu beheizen, sollte sich im Vorfeld nach einem Bauplatz umsehen, der entsprechend erschlossen ist.